Im Alltag sind wir ständig von Reizen umgeben – Geräusche, Gerüche, visuelle Eindrücke, Berührungen und mehr. Selbst für neurotypische Menschen kann diese Reizflut schnell zu viel werden. Tatsächlich nehmen wir nur etwa ein Tausendstel der Reize, die pro Sekunde auf uns einwirken, überhaupt bewusst wahr. Man kann sich also gut vorstellen, wie herausfordernd es für neurodivergente Menschen sein muss, mit dieser Überforderung umzugehen. Für sie wird der Alltag oft zu einem echten Kraftakt.
Besonders Menschen mit Hochsensibilität oder einer eingeschränkten Reizfilterung nehmen ihre Umwelt auf intensive Weise wahr. Sie reagieren nicht nur sensibler auf sensorische Eindrücke wie Lärm, Licht, Gerüche, Geschmack oder Berührungen, sondern registrieren auch feine emotionale Signale wie Mimik, Gestik, Körpersprache und Tonfall ihrer Mitmenschen sehr genau. Hinzu kommt: Auch ihre eigenen Gedanken, Gefühle und Stimmungsschwankungen werden viel bewusster und intensiver erlebt als bei neurotypischen Personen.
Wie können Hilfsmittel wie Kaukettchen im Alltag unterstützen? Eine Mutter, deren Tochter im Autismus-Spektrum lebt, berichtet: «Die Kaukette gibt ihr Sicherheit und hilft ihr, im Gespräch zu bleiben – besonders dann, wenn das Thema sie innerlich stresst.»
Das Kauen auf der Kaukette wirkt in vielen Situationen beruhigend und stressmindernd – etwa wenn das Mädchen sich unter vielen Menschen befindet, beim Einkaufen überfordert ist oder durch Konflikte emotional aufgewühlt wird. Interessanterweise sind es nicht nur belastende, sondern auch sehr freudige oder neue Erfahrungen, die bei ihr innere Anspannung auslösen können. Auch dann hilft ihr das Kauen, um sich zu regulieren und im Moment zu bleiben.
Durch die gezielte Nutzung eines Kaugegenstandes lassen sich zudem andere, oft unbewusste Stressreaktionen abschwächen oder vermeiden – wie das Verfilzen der Haare, das Zurückziehen, impulsives Weglaufen oder das Kauen an Nägeln und Spielzeug.